Lektion I Digitalisierungsprojekte: Auswahl Priorisierung Umsetzungsplanung inkl. Finanzierung
Die Teilnehmer erhalten in der Lektion 1 einen Einblick in die Entwicklung von Digitalisierungsprojekten
an Beispielen aus dem deutschen Archivwesen. Der Fokus liegt dabei auf der Definition von Zielen und der
Handhabung der Entscheidungsmatrix zur Auswahl der Bestände und mündet in die Projektplanung eines Digitalisierungsprojektes
aus Sicht einer Archivleitung. Spezifische Anforderungen für die Digitalisierung von Archivbeständen werden berücksichtigt.
Die Schwerpunkte werden in Form von drei Arbeitsgruppen umgesetzt.
Im Rahmen des Produktivpilots Digitalisierung von archivalischen Quellen erarbeitet die Archivschule Marburg
zusammen mit sechs deutschen Archiven Standards für zukünftige Digitalisierungsprojekte im deutschen Archivwesen.
Innerhalb eines Workshops wurden Kriterien diskutiert zur Priorisierung von Archivmaterial für die Digitalisierung. Dabei wurde herausgearbeitet,
dass vor der Auswahl der Materialen zunächst Ziele definiert werden müssen, die mit der Digitalisierung der Bestände realisiert werden sollen.
Im Anschluss an den Workshop erarbeitete die Archivschule Marburg auf Anregung ein Hilfsmittel zur Priorisierung in Form einer Excel-Tabelle.
Diese Matrix beinhaltet zum einen die Zielsetzung, aber auch die Merkmale und Kriterien, die für die Vorüberlegungen und Planungen von Digitalisierungsprojekten relevant sind.
Mit der Anwendung dieses Hilfsmittels erhält der Benutzer einen Überblick in Form einer Rangliste, welche Materialien
aus seinem Bestand zum Erreichen seiner Ziele zuerst für die Digitalisierung herangezogen werden sollten und kann spielerisch
verschiedene Zielvarianten erproben. Da Digitalisierungsprojekte abhängig sind von der jeweiligen Finanzierung, wurde in die
Matrix die Eigenfinanzierung und die Finanzierung über eine DFG-Förderung berücksichtigt. Für die dem Digitalisierungsprojekt
vorausgehende Projektplanung sind daher verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten abzuwägen und diese gesondert zu betrachten,
wie auch das Personal und die technischen Ressourcen. Der aus der Projektplanung hervorgehende Zeitplan schließt mit der Evaluierung
der Ergebnisse zum Abgleich mit den festgelegten Zielen.
Lektion II Das Digitalisat: Quelle, Qualität, Quintessenz
In der geistes- und kulturwissenschaftlichen Forschung kommt dem Umgang mit Quellen eine zentrale Bedeutung zu.
Quellen bilden oftmals das Fundament der wissenschaftlichen Arbeit. Dem Umstand, dass diese Zeugnisse heute oftmals
in digitaler Form vorliegen, trägt die Geisteswissenschaft durch die Ausbildung neuer Ansätze wie den Digital Humanities
oder der Verarbeitung großer Datenmengen (Big Data, Data Driven History) Rechnung.
Neben den genuin digitalen Quellen spielen jedoch weiterhin traditionelle Bild- und Textquellen eine wichtige Rolle.
Diese treten dem Forscher jedoch oftmals nicht in der Graphischen Sammlung eines Museums und dem Lesesaal eines Archivs oder
einer Bibliothek sondern online und in digitalisierter Form gegenüber. Um den Wert der digitalen Quelle prüfen zu können, müssen
auch diese fundierten quellenkritischen Betrachtungen unterzogen werden. Die Kulturgut verwahrenden Institutionen übernehmen durch
die Bereitstellung von Digitalisaten eine neue Verantwortung. Neben der bestehenden Rolle des Bewahrers sind sie nun auch als Anbieter
für diese Quellen zuständig.
Die Einheit »Das Digitalisat: Quelle, Qualität, Quintessenz« der nestor School 2014 beschäftigt sich exemplarisch mit verschiedenen
Anforderungen, die sich für den Anbieter einer authentischen digitalen Quelle ergeben können. Der Parcours führt dabei von Qualitätskriterien
für eine getreue Überführung ins Digitale (Test Targets, Farbmanagement) zu den sich daraus
ergebenden Konsequenzen für die Erhaltung digitaler Objekte (signifikante Eigenschaften, Migration).
Erklärtes Ziel ist es, ein Bewusstsein für die Notwendigkeit der Transparenz von Prozessen in Digitalisierungsprojekten zu schaffen und die
Medienkompetenz auf Seiten der Teilnehmer als Anbieter und Nutzer digitaler Quellen zu stärken.
Lektion III Die Heterogenität der (technischen) Metadaten von Digitalisaten und ihre Auswirkungen auf die Langzeitarchivierung
Digitalisierung von Kulturgut findet in vielen unterschiedlichen Quellen statt. Neben der retrospektiven Digitalisierung entstehen ebenfalls
native digitale Ressourcen, bspw. auch im Verlagswesen (eBooks). Langzeitarchivierung steht bei der Generierung nicht immer im Fokus. Eine zentrale
Langzeitarchivierung muss daher mit heterogenen Daten umgehen können.
Die Einheit »Die Heterogenität der (technischen) Metadaten von Digitalisaten und ihre Auswirkungen auf die Langzeitarchivierung« der nestor School
2014 soll einen Einblick in die Digitalisierungs- und Sammlungsaktivitäten der Deutschen Nationalbibliothek geben und die sich daraus ergebenden
Herausforderungen für die Langzeitarchivierung darstellen. Vertieft werden soll das Thema anhand der Erarbeitung und Bewertung relevanter Metadaten für
die Langzeitarchivierung von Digitalisaten, v.a. in Hinblick auf Herkunft und Erhebung.
Lektion IV Metadaten im Digitalisierungsworkflow: vom physischen Objekt zum archivierten Digitalisat
Metadaten sind beim Erzeugen, Verwalten, Präsentieren, Exportieren und Archivieren von digitalen Objekten unverzichtbar. Im Vortrag wird reflektiert,
welche Entitäten beschrieben werden und welche Datenkategorien jeweils in den verschiedenen Kontexten relevant sind.
Am Beispiel der Digitalisierung von Kulturobjekten an der Bayerischen Staatsbibliothek wird vorgestellt, welche Daten in welchen Formaten importiert,
produziert, verarbeitet und weiter gegeben werden: vom Aufsetzen eines Digitalisierungsprojektes über die Auswahl der zu digitalisierenden Kulturobjekte,
das Anlegen des Objektdatensatzes mit Übernahme der Katalogdaten, das Scannen, das Erfassen von Strukturdaten, das Generieren von OCR-Daten, das Erstellen
von Bilddateien für die Präsentation, das Erzeugen einer Strukturdatei, das Erzeugen einer URN und deren Meldung an die DNB, die Präsentation im Viewer,
die Aufbereitung für den Suchindex, den Digitalisatnachweis in den Katalogen, das Versorgen der digitalen Portale bis hin zur Langzeitarchivierung.
Neben einem ausführlichen Blick auf die hausinterne Massenproduktion von Text- und Bilddigitalisaten wird auch der Workflow bei der Massendigitalisierung in
Kooperation mit Google vorgestellt. Als Beispiel für einen neuen, noch nicht stark standardisierten Workflow dient die Digitalisierung von 3D-Objekten.
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